Seit Anfang des Jahres bin ich fast immer mit meiner Nikon 1 V3 unterwegs und möchte das System an dieser Stelle näher vorstellen. Bei dieser Reihe von spiegellosen Systemkameras kommt ein vergleichsweise kleiner Sensor zum Einsatz, gerade aus diesem ergeben sich jedoch enorme Vorteile.
Im Gehäuse einer jeden Nikon 1 Kamera schlummert ein ein Zoll großer Sensor, welchen man auch als CX-Format bezeichnet. Für viele ist das bereits Grund, dem System keinerlei Beachtung zu schenken. Dies ist auch kein Wunder, schließlich hat schon ein APS-C Sensor etwa die dreifache Fläche. Mehr Licht, weniger Rauschen, simple Physik. In der Praxis bestätigt sich das durchaus bei hohen ISO-Werten. Das ein kleiner Sensor jedoch auch viele Vorzüge hat wird von den meisten außen vor gelassen.
Ich werde hier weniger auf die technischen Daten der Kamera eingehen. Hier möchte ich nur die Vorzüge des Systems beleuchten und meine Erfahrung damit teilen.
Kleiner Sensor ganz groß
Mit einem Cropfaktor von 2,7 lassen sich Normalbrennweiten sehr kompakt konstruieren. Als Objektiv im Kit bekommt man meistens ein 10-30mm f/3,5-5,6 Objektiv. Das Kleinbildäquivalent ist somit 27-81mm. Als Normalbrennweite ist eine 18,5mm f/1,8 erhältlich. Beide Varianten würden sich noch in der Jackentasche verstauen lassen. In der Praxis macht das nicht selten den Unterschied zwischen Foto oder kein Foto, denn eine kompakte Kamera hat man sehr viel eher dabei als zum Beispiel eine Spiegelreflex. Ausgezeichnet wird die Nikon 1 außerdem durch ihre Geschwindigkeit. Ein sehr guter Autofokus und die Möglichkeit 60 Bilder pro Sekunde (20 mit Autofokus) aufzunehmen ermöglichen Fotos, die mit den meisten System unmöglich sind.
Die Bilder in diesem Beitrag sind bewusst sehr klein – Viele Aufnahmen waren erste Versuche oder ganz spontan. Die meisten der Themen werden jedoch in zukünftigen Beiträgen wieder aufgegriffen.
Kamera mit Weitblick
Durch den Vormarsch der Systemkameras haben wir mittlerweile viele kompakte Kameragehäuse. Eine Sony Alpha mit APS-C Sensor oder ein Micro Four Thirds System ist mit Standardobjektiv mindestens ebenso kompakt wie eine Nikon 1. Wirft man jedoch einen Blick auf den Telebereich, so zeigen sich die Stärken des CX-Formats. Bestes Beispiel dafür ist das CX 70-300mm f/4,5-5,6. Mit diesem starken Telezoom-Objektiv lässt sich eine Kleinbildäquivalenz von 810mm erreichen – Die Kamera passt dabei noch immer in eine Kameratasche oder lässt sich umhängen. Tatsächlich entspricht ihre Größe eher einer Spiegelreflexkamera. Da die Linse jedoch eine Brennweite von 300mm hat ergibt sich eine sehr gute Schärfentiefe. Dies vereinfacht nicht nur die Fokussierung, sondern schafft auch Schärfenebenen, die sich an APS-C oder Kleinbild mit keinen sinnvollen Blenden erreichen lassen. Der ausgezeichnete Bildstabilisator ermöglicht dabei aus der Hand mit Belichtungszeiten von 1/50 Sekunde und länger problemlos zu fotografieren. Mit Nahlinse oder Zwischenringen gelten all diese Vorteile auch für die Makrofotografie.
Flexibilität
Die Nikon 1 ist meines Erachtens das Kamerasystem mit der höchsten Flexibilität, und das nicht nur dank des abnehmbaren Suchers und Kameragriffs der V3. In eine normal große Kameratasche passt eigentlich alles an Ausrüstung um auf alles gewappnet zu sein. Auch wenn die Bildqualität zugegeben nicht die beste ist, hatte ich mit der Kamera unglaublich viel Spaß – Von extremem Makro bis hin zu Astrofotografie hab ich alles ausprobieren können. Nicht nur die Facetten im Auge einer Fliege, auch Jupiter und Saturn ließen sich im Pixelwirrwar zumindest identifizieren und ich konnte selbst erste Schritte im Bereich der Astrofotografie machen.
Die Schattenseiten
Neben der bereits angesprochenen schlechteren Bildqualität und dem hohen ISO-Rauschen ergibt sich jedoch ein weiterer Nachteil. Nicht immer will man eine hohe Schärfentiefe, oft sogar genau das Gegenteil. Mit der Normalbrennweite lässt sich erfahrungsgemäß kaum richtig freistellen. Es existiert zwar ein 32mm f/1,2 Objektiv (85mm KB-äquivalent) mit der sich schönes Bokeh erreichen lassen soll, allerdings hat man hier mit größeren Sensorformaten klar die Nase vorn – auf lange Zeit ist somit klar das auch ein größeres System her muss. Dieses wird meine Nikon 1 jedoch nicht ersetzen können, zu sehr würde ich die vielen Möglichkeiten vermissen. Im Grunde ist die Nikon 1 damit eher eine Art Zweitsystem. Ein Zweitsystem, das jedoch immer bereit ist und für fast jede Situation gewappnet ist.
Fazit
Wie jedes Kamerasystem hat die Nikon 1 ihre Stärken und Schwächen. Jemand der im kleinen Sensor keinerlei Vorteile sieht, aber der Bildqualität nachtrauert, sollte sich zweimal überlegen, ob er in das System investiert. Unter schlechtem Licht leidet die Kamera stärker als die meisten größeren Formate und der Einsatz von Tiefenunschärfe ist stark eingeschränkt. Es handelt sich einfach um keine Studiokamera und sollte auch nicht mit diesen verglichen werden.
Die Nikon 1 bietet dagegen hohe Flexibilität und Kompaktheit. Selbst mit extremen Brennweiten ist sie stets tragbar und kann im Alltag mitgeführt werden. Die Telemöglichkeiten sind meines Erachtens in vielen Aspekten außer Konkurrenz, hier zeigt das System seine wahren Stärken. Und zu guter letzt: Die Bedienung und Einbindung des Touchscreen (bei neueren Modellen) ist intuitiv und stimmig. Die Kamera lässt sich gut bedienen und es macht einfach Spaß mit ihr zu fotografieren. Ich besitze übrigens nur eine Kamera – Das Foto zeigt eine kleine Montage aus der kompaktesten Variante und der Konfiguration mit 70-300mm, Sucher und Griff.